Sportrasen: Wege zum perfekten Grün

Wie ein Naturrasen-Spielfeld so gebaut wird, dass es im besten Fall über Jahrzehnte bespielbar ist, hängt vom Standort und verschiedenen Faktoren ab. Der Erhalt von Feuchtigkeit im System, aber auch die Dränage, sind zentrale Anforderungen.

Betrachtet man den Naturrasen-Sportplatz unter den Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit, wird man recht bald feststellen, dass die wichtigen Aspekte einer langen, nachhaltigen Nutzung bereits den diversen Regelbauweisen und standardmäßigen Pflegemaßnahmen implementiert sind: Wer nach den Regeln der Technik baut und betreibt, hat also beste Chancen auf einen langlebigen und vitalen Sportplatz, der jahrzehntelang erhalten bleibt.

Die Aspekte der ökologischen Nachhaltigkeit befinden sich heute stärker im Fokus als in früheren Zeiten. Insbesondere in den Punkten, bei denen es darum geht, die Systeme toleranter für klimatische Veränderungen und sie auf allen Ebenen ressourcenschonender zu machen, schreiten Forschung und Entwicklung weiter voran. Viele Umwelt-Aspekte sind wiederum nun aber auch schon seit Jahren in Handlungsrichtlinien und die Gesetzgebung eingeflossen.

Alles in allem ist der nachhaltige Naturrasen-Sportplatz ein komplexes System, das nur so lange optimal funktioniert, wie der Betreiber sich zu seinen Aufgaben bekennt. Jedoch fließen, schon von der Ausschreibung an, etliche Faktoren mit ein, die über Gedeih und Verderb des Rasens mit entscheiden.

Sowohl beim Bau als auch bei der Pflege von Naturrasenspielfeldern gilt es einiges zu beachten.
Sowohl beim Bau als auch bei der Pflege von Naturrasenspielfeldern gilt es einiges zu beachten. Bild: Sportplatzwelt

DIN 18035-4 für Naturrasen-Sportplätze

Vorgaben für den Bau von Naturrasen-Sportplätzen liefert in Deutschland die DIN 18035-4. Sie beschreibt ausführlich die Anforderungen, die eine Sportrasenfläche zu erfüllen hat und mit welchen Bauweisen dies erreicht wird. Oberstes Ziel ist immer sowohl eine ausreichende Wasserdurchlässigkeit, als auch Speicherfähigkeit von Feuchtigkeit und Nährstoffen. Hieraus resultiert eine hohe Vegetationsfreudigkeit. Die Norm gibt vor, welche Bauweisen und Baustoffe in Ausschreibungen für Bauprojekte gelangen. Zudem gewährleistet die Einhaltung der Normvorgaben, dass Sportplätze bundesweit nach bekannten Schemata aufgebaut sind und hinsichtlich der baulichen Qualität sowie der Pflege und Renovation bewertet und behandelt werden können.

Ein wichtiger Effekt ist, dass somit regionale Unterschiede der Bodenbeschaffenheit oder des Klimas weniger bei der Wahl der Rasenmischung und der Pflegemaßnahmen zu berücksichtigen sind und sich allgemeine Richtlinien und Empfehlungen verbindlicher formulieren und umsetzen lassen. Am Ende kann es im Baurecht aber auch um Mängel und Schadensersatz-Ansprüche gehen – und entsprechende Gutachten orientieren sich an den gegebenen Standards.

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Inhaltsübersicht

Je nach Standortgegebenheiten und Nutzungsansprüchen erlaubt die DIN 18035-4 unterschiedliche Bauweisen, die letztendlich auch zu unterschiedlichen Anforderungen in der Pflege, z. B. beim Bedarf an Beregnungswasser, führen. Ein Konflikt bei Naturrasen-Spielfeldern ist immer die Balance zwischen Wasserspeicherfähigkeit und Durchlässigkeit.

Dr. Harald Nonn, Vorsitzender der Deutschen Rasengesellschaft, weiß: „Hierzu laufen Forschungsprojekte, einstweilen aber sollte man im Amateurbereich mit seinen geringeren Budgets gegebenenfalls darauf achten, eher auf die flächige Dränschicht laut DIN 18035-4 zu verzichten und bodennahen Bauweisen den Vorzug zu geben.“ Es komme hierbei vor Ort jedoch immer auf den gegebenen Baugrund an. Im Sinne der Nachhaltigkeit sollte man jedenfalls prüfen, welche Bauweise sich mit Blick auf die späteren Verbrauchswerte empfiehlt. Wenn man sich für einen weniger durchlässigen Aufbau entscheidet, kann es aber auch, insbesondere im Winter, erforderlich werden, dass man Spiele bei oder nach starkem Regen verschieben muss. Eine Anmerkung von Dr. Nonn hierzu: „Aus Sicht der Platzpflege stellt sich die Frage, ob es nicht nachhaltiger wäre, den Spielbetrieb nur im Sommer durchzuführen. Es ist schon klar, dass alle Spielpläne letztendlich von oben herunter vom globalen Spielplan diktiert werden. Aber man darf den Gedanken dennoch mal aussprechen, denn wenn man nur in den schöneren Monaten spielen würde, hätte man nun einmal bessere Bedingungen.“

„Die Nutzungszeiten von Naturrasen- Spielfeldern könnten 50 % bis 70 % höher sein, wenn man Naturrasenplätze in Intervallen von 20 Jahren sanieren und nach DIN bauen würde", erklärt Heiler.
„Die Nutzungszeiten von Naturrasen- Spielfeldern könnten 50 % bis 70 % höher sein, wenn man Naturrasenplätze in Intervallen von 20 Jahren sanieren und nach DIN bauen würde", erklärt Heiler. Bild: Sportplatzwelt

Bei der Bewässerung ergibt sich die Problematik, dass eine durchlässige Tragschicht, die man ja haben möchte, um Staunässe und die daraus resultierenden Probleme wie geringe Scherfestigkeit und weniger Pflanzenwachtum zu vermeiden, den Wasserverbrauch erhöht. Außerdem haben durchlässigere Rasentragschichten eine längere Lebensdauer, da durch die fortwährenden Lebenszyklen der Pflanzen permanent organische Anteile in der Rasentragschicht entstehen, diese die Wasserdurchlässigkeit einer Rasentragschicht reduzieren. „Eine zu geringe Wasserdurchlässigkeit ist in nahezu allen Fällen der Grund, eine Rasentragschicht auszutauschen“, weiß Dominic Heiler von der heiler Sportplatzbau GmbH & Co. KG. „Eine von Beginn an durchlässigere Rasentragschicht kann also in jedem Fall einige Jahre länger genutzt werden als eine weniger durchlässige. Das bedeutet entweder einen erhöhten Wasserverbrauch während der Nutzungsdauer oder eine verkürzte Nutzungsdauer und damit einen früheren Austausch der Rasentragschicht.“

Aber nicht allein die Feuchtigkeit kann dem Spielfeld zu schaffen machen, sondern auch deren Abwesenheit. Weitere trockene Sommer und die damit einhergehenden Wasserentnahmeverbote können dazu führen,so eine Vorahnung von Heiler, dass sich auch in Deutschland die Zahl der Naturrasenplätze schnell reduziert, so wie dies im westlicheren Teil Europas schon seit Jahrzenten geschieht. „Die Nutzungszeiten von Naturrasen-Spielfeldern könnten 50 % bis 70 % höher sein, wenn man Naturrasenplätze in Intervallen von 20 Jahren sanieren und nach DIN bauen würde. Man würde Platzsperren nicht verhindern können, käme aber wesentlich weiter bis in den Winter“, sagt er.

Profi-Fußballplatz: Nach allen Regeln der Technik aufgebaut – damit aber auch besonders anspruchsvoll.
Profi-Fußballplatz: Nach allen Regeln der Technik aufgebaut – damit aber auch besonders anspruchsvoll. Bild: Sportplatzwelt

Von der Ausschreibung bis zur kompetenten Ausführung

Wie erwähnt, sollte eine Expertise aus dem Sportplatzbau schon frühzeitig die Weichen richtig stellen und dafür sorgen, dass die Bauweise gut auf die örtlichen Verhältnisse abgestimmt ist. „Zu Beginn eines Sportplatzprojektes“, so Dr. Nonn, „ist es auf jeden Fall sinnvoll, erst einmal eine qualifizierte Standort-Untersuchung durchführen zu lassen und die Beschaffenheit des Baugrundes festzustellen. Sonst steuert man unter Umständen mit der Ausschreibung in eine falsche Richtung. Hierbei ist es wichtig, Fachplaner und Labore zu Rate zu ziehen, die sich mit den Besonderheiten des Sportplatzbaus gut auskennen“.

Die bodennahe Bauweise – in verschiedenen Varianten – stellt den einfachen Typus dar und ist auf einen wasserdurchlässigen oder bedingt wasserdurchlässigen Baugrund angewiesen.

Die Dränschicht-Bauweise ist aufwendiger und kann daher auch bei wasserundurchlässigem Grund angewendet werden. Einfache Lösungen außerhalb der Norm, wie so mancher Bolzplatz, sind häufig im Sinne der Nachhaltigkeit nicht zielführend. Der Platz muss dann unter Umständen ohne Schichtaufbau auskommen und ist nur sehr dünn angelegt. Die Strapazierfähigkeit liegt hier am unteren Ende der Skala, Platzsperren im Winter und bei starken Niederschlägen sind die Regel.

Je höher die Anforderungen an den Platz sind, desto aufwendiger ist auch sein Unterbau. Je höher die Spielklasse und Nutzungsintensität im Trainings- und Spielbetrieb, desto häufiger ist die Bauweise mit flächiger Dränschicht und Dränage anzutreffen.

Es liegt auf der Hand, dass hier auch der finanzielle Aufwand höher ist. Um aber nicht am falschen Ende zu sparen, ist es wichtig, vor der Ausschreibung oder Auftragsvergabe genau zu prüfen, welchen Anforderungen der neue Platz gerecht werden muss. Niemandem ist geholfen, wenn ein Fußballplatz zum vermeintlichen Schäppchen-Preis den Winter nicht übersteht und nicht die erhofften Nutzungsstunden ermöglicht. Dominic Heiler merkt an: „Im Unterhalt von Naturrasen und zur Reduzierung des Pflegeaufwandes ist eine hochwertige Dränage sehr wertvoll.

Ein erfahrenes Unternehmen aus dem Sportplatzbau kann dies kompetenter leisten als ein ungeübter Gartenbauer, der unter Umständen auch auf schlechteren Kies zurückgreift, Gefälle nicht korrekt ausführt oder die Rohre nicht so verlegt, dass eine filterstabile Bauweise garantiert ist, wobei Mängel entstehen, die bald schon behoben werden müssen. Muss die Dränage ausgetauscht werden, muss im Zuge der Maßnahme auch das Spielfeld neu gebaut werden.“

Qualität hat ihren Preis

Die öffentlichen Ausschreibungen nach VOB in Verbindung mit den Regelwerken der DIN sorgen für normgerechte Sportplatz-Projekte. In privaten Projekten kann der Bauherr weitgehend nach eigenem Gusto arbeiten, für Kommunen als Bauherren stellt sich die Situation anders dar. In der Regel führt ein auf den Sportplatzbau spezialisierter Landschaftsarchitekt mit einem ebenfalls spezialisierten Sportplatzbau-Betrieb das Projekt für den Bauherrendurch.

Er sorgt für die Einhaltung aller Normen und laut Beschreibung aufgestellten Anforderungen, kennt Lösungen für sämtliche Einzelgewerke und trägt mit seiner Erfahrung nicht zuletzt entscheidend dazu bei, dass neben den funktionellen Aspekten auch eine ansprechende garten- und landschaftsbauliche Gestaltung der gesamten Anlage zum Tragen kommt. Je größer der Umfang der Arbeiten ist, etwa wenn ein Funktionsgebäude errichtet wird, desto mehr Gewerke sind zu koordinieren und desto mehr Fachplaner, wie etwa für das Flutlicht, arbeiten mit.

Die Forderung von Dr. Nonn, Qualität in den Mittelpunkt zu stellen und dann auch entsprechend zu honorieren, gilt somit auf lange Sicht und im Sinne eines nachhaltigen Gesamt-Projektes nicht nur für den Rasen und seinen Unterbau, sondern hat eine größere Tragweite: „Die Ausschreibung wird immer problematisch, wenn der Preis die Hauptrolle spielt, also immer das billigste Angebot den Zuschlag erhält. Ich bezweifle, dass das am Ende dann auch immer der wirtschaftlichste Weg ist. Hohe Qualität ist unter Umständen teuer. Man muss die Angebote jedenfalls richtig vergleichen. Ich bezweifele, dass man bei einem billigen Angebot wirklich eine nachhaltige und qualitativ hochwertige Leistung bekommt.“ (Sportplatzwelt, 16.04.2024)

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