9-Punkte-Plan für den österreichischen Sport

Sport Austria, eine gemeinnützige Institution zur Interessenvertretung des österreichischen Sports, hat in einem 9-Punkte-Plan ihre zentralen Forderungen an die nächste österreichische Regierung formuliert.

Sport Austria-Präsident Hans Niessl, ASKÖ-Präsident Hermann Krist, ASVÖ-Präsident Christian Purrer und SPORTUNION-Präsident Peter McDonald gaben ihre zentralen Forderungen für das Regierungsprogramm 2024-2029 im Rahmen eines Medientermins im Österreichischen Journalisten Club bekannt.

Niessl: „Ziel muss sein, dass sämtliche staatliche Institutionen und der Großteil der Bevölkerung Investitionen in den Sport als das begreifen, was er ist – ein Turbo für den Gesundheitsmotor. Die Kosten von körperlicher Inaktivität in Österreich betragen aktuell 2,4 Milliarden Euro jährlich (SportsEconAustria)! Das ist nicht zu akzeptieren, weil es ungesund für die Bevölkerung und ungesund für das Budget ist. Die Politik muss Sport und Bewegung als Teil der Prävention noch viel, viel stärker in den Fokus rücken! Prävention statt Rehabilitation muss das Motto werden! Sport und Bewegung müssen als wesentlicher Teil eines positiven Lebenskonzepts wahrgenommen werden. Und dazu brauchen wir den Spitzensport als Vorbild genauso wie den Breitensport für die Umsetzung. Unsere aktuell 9 Punkte fürs nächste Regierungsprogramm schaffen den Rahmen, den es braucht, um das Potenzial des Sports ausschöpfen zu können.“

Die 9 Punkte im Überblick:

1. Finanzielle Absicherung des organisierten Sports und aller 15.000 Sportvereine
Unter anderem soll eine nachhaltige Absicherung der Bundes-Sportfördermittel gemäß § 20 GSpG gegen den durch die Inflation ausgelösten Wertverlust durch eine entsprechende jährliche Valorisierung der Bundes-Sportfördermittel erfolgen. Staatliche Steuereinnahmen aus Sportwetten im österreichischen Markt sollen künftig dem organisierten Sport zur Verfügung gestellt werden.

2. Entlastung des Ehrenamts
Unter anderem sollen bürokratische Hürden abgebaut und das Förderwesen optimiert werden.

3. Sport/Bewegung/Gesundheit – „Prävention statt Rehabilitation“
Unter anderem soll eine „tägliche Bewegungseinheit“ für Kinder und Jugendliche bis 14 Jahre ausgerollt werden – nach dem österreichischen 3-Säulen-Modell.

4. Umsetzung einer Sportstättenoffensive: 1 Mrd. für die nächsten 5 Jahre
Auch im Sinne der ökologischen Nachhaltigkeit von Sportstätten sollen entsprechende Mittel anhand eines konkreten Kurz-, Mittel- und Langfristplans in  Abstimmung mit dem organisierten Sport vergeben werden. Mit öffentlichen Mitteln errichtete Schulsportstätten sollen außerhalb der schulischen Nutzungszeiten verpflichtend dem organisierten Sport zur Verfügung gestellt werden.

5. Beschäftigungsverhältnisse im Sport
Das Berufssportgesetz soll angepasst werden bzw. Sonderbestimmungen für im Sport tätige Personen eingeführt werden.

6. Bekenntnis zum Spitzensport
Beschäftigungsmodelle im öffentlichen Dienst (ähnlich BMF, BMI und BMLV) sollen auch auf andere Ressorts bzw. Einsatzbereiche ausgeweitet werden.

7. Österreich als Gastgeber von Sportgroßveranstaltungen
Es soll eine Bewerbungsstrategie in Abstimmung mit dem organisierten Sport und den Ländern entwickelt werden, um Sportgroßveranstaltungen nach Österreich zu holen. Zudem soll eine ständige Basisstruktur für die Ausrichtung solcher Sportgroßveranstaltungen aufgebaut werden.

8. Bekenntnis zu gesellschaftspolitischen Themen
Der Sport bekennt sich zu gesellschaftspolitischen Themen und der gemeinsamen Verfolgung der Verhaltensleitlinien des österreichischen Sports. Die Strukturen des organisierten Sports sind in Entwicklungen und Erarbeitung von Maßnahmen angemessen zu berücksichtigen. Für eine umfassende und effektive Umsetzung von Maßnahmen müssen die entsprechenden Ressourcen zur Verfügung gestellt werden.

9. Sport und Medien
Der Sport braucht Medien, die Medien brauchen den Sport: Eine breite, ausgewogene und vielfältige Sportberichterstattung durch den öffentlich-rechtlichen Rundfunk soll sowohl im linearen wie auch digitalen Markt durch Konkretisierung der entsprechenden gesetzlichen Aufgabenstellung in Abstimmung mit dem organisierten Sport gewährleistet werden. Zudem sollen bessere Rahmenbedinugungen für den privatwirtschaftlich organisierten Mediensektor geschaffen werden und bei der Entwicklung einer gemeinsamen digitalen Medienplattform für den österreichischen Sport unterstützen.

Die genannten Punkte will Sport Austria in den kommenden Wochen noch einmal vertiefen und ausarbeiten, bevor im Juni die geforderte Sportstättenoffensive mit validen Zahlen, Daten und Fakten untermauert werden soll.

Niessl: „Wir benötigen nachhaltige, energieeffiziente, barrierefreie und natürlich öffentlich zugängliche Sportstätten. Dazu müssen wir bestehende Sportstätten bauen, modernisieren und sanieren, aber auch vorhandene Infrastruktur besser nutzen und zugänglich machen. Nur so können wir das große Potenzial des Sports im Präventionsbereichs ausschöpfen. Und noch etwas: Von den etwa 40 Milliarden, die ins öffentliche Gesundheitswesen fließen, werden nur rund zwei Prozent für Prävention verwendet. Das ist viel zu wenig. In Deutschland sind es immerhin 3,7 Prozent der Gelder. Wenn man diesen Prozentsatz steigert und in Verbindung mit anderen finanziellen Mitteln in Sport und Bewegung investiert, erhöht man die Lebensqualität der Bevölkerung und spart Kosten im Krankheitssystem: Das wäre gelebte Prävention statt Rehabilitation.“

Purrer: „Wir fordern eine Milliarde für die nächsten fünf Jahre. Das klingt nach einer sehr großen Summe, ist aber der jährliche Abgang der Krankenanstalten in der Steiermark. Unser Ziel ist es, mehr Menschen zu bewegen, dazu müssen wir sie aber auch in unseren Sportstätten unterbringen können. Wir brauchen Hallen, Freiflächen, Hallenbäder. Es gibt große Defizite in den Schwimmkenntnissen, was vielen Menschen jährlich das Leben kostet. Da müssen wir nachlegen. Dass die Anlagen behindertensportgerecht und barrierefrei sein müssen, versteht sich von selbst. Das betrifft natürlich nicht nur neue Sportstätten, sondern auch länger bestehende. Das gleiche gilt für das Thema Nachhaltigkeit. Dazu haben die Dachverbände große Förderprogramme. Wir wollen auch, dass alle Sportstätten an Wochenenden und in den Ferien offen sind. Da ist viel im Einfluss der Gemeinden und der regionalen Schulerhalter. Ich denke, es wäre gut, einen Sportstättenplan zu machen, um die Bedarfsströme österreichweit zu sammeln und die weißen Flecken zu lokalisieren. Ein großer Wunsch ist auch, dass es ein zeitgemäßes Haus des Sports gibt, in dem kleinere Verbände Synergien nutzen und sich vernetzen können.“

Krist: „Zunächst ein großes Dankeschön an den Herrn Sport- und den Herrn Finanzminister. Sie haben entschieden, die Sportförderung auf einen Mindestbeitrag von 120 Millionen zu erhöhen. Das ist natürlich spürbar, aber man könnte auch sagen, dass es nach zehn Jahren an der Zeit war. 120 Millionen geben einen gewissen Spielraum, um etwas im österreichischen Sport zu bewegen. Die Teuerungskrise schlägt aber natürlich auch im Sport in allen Bereichen durch. Deswegen ist eines der Hauptanliegen eine jährliche Valorisierung der Sportfördermittel. Das würde viel abfedern. Schon lange Thema ist auch die Zweckverwendung von staatlichen Steuereinnahmen aus Sportwetten und Glücksspiel. Wieso müssen nur die Lotterien und Casinos Geld abliefern, dass dem Sport zu Gute kommt? All die anderen Wettanbieter haben diese Vorgaben nicht. Es gibt auch die Idee, bei der Kommunalsteuer für gemeinnützige Sportvereine etwas zu verändern. Eine Absetzbarkeit von Mitgliedsbeiträgen für Sportvereine kann man ebenfalls überlegen. Tun könnte man auch etwas bei der Umsatzsteuer. Wir haben detaillierte Vorstellungen, die wir gerne einbringen. Es wird spannend, wie die kommende Regierung auf den Sport zugeht und sie unsere Anliegen ernstnimmt. Wir wissen, wie wichtig Bewegung und Sport von Kindheit an bis ins hohe Alter ist, wie wichtig eine vorbeugende, vorsorgliche Medizin ist, wissen, welche Kosten im Gesundheitsbereich aufschlagen. Der Sport könnte ein wesentlicher Unterstützer sein, weniger für Reparatur-Medizin ausgeben zu müssen! Wir stehen bereit, unsere Expertise einzubringen. Man muss uns nur einladen!“ (Sportplatzwelt, 25.04.2024)

Weitere News - Aktuelles

AktuellesContent+

Vereinsreport 2024: Ehrenamt und Wandel des Sportverhaltens

Im zweiten Teil des Vereinsreport 2024 wirft Sportplatzwelt einen Blick die beiden größten Herausforderungen für den organisierten Breitensport: Den Rückgang des Ehrenamts und den Wandel des Sportverhaltens. mehr

Veranstaltungssoftware

Event-Dienstleister unterstützt lokale Sportclubs

Der Event-Dienstleister go4it! sendet aus dem Studio4.DIGITAL im Auftrag der Kunden hinaus in die weite Welt – und holt andererseits Gäste und Zuschauer aus der Ferne zu verschiedensten Digital- und Hybrid-Events nach Hagen. mehr

AktuellesContent+

Vereinsreport 2024: Infrastruktur

Im ersten Teil des Vereinsreports 2024 wirft Sportplatzwelt einen Blick auf die infrastrukturellen Voraussetzungen des Vereinssports: Vom Zustand der Sportstätten über jüngste Investitionen bis hin zur Förderung. mehr